Reden wir über Spitzenpegel – aber über welchen?

Wenn Sie der Meinung sind, es gäbe nur einen „Spitzenpegel“, wäre es so – als wenn Sie meinen, es gäbe nur eine Sorte von Äpfeln. So leicht macht es uns die Schalltechnik nun auch wieder nicht, smile. So erlaube ich mir, Ihnen nachstehende Kandidaten zur Wahl des „Wir suchen den Spitzenpegel-Superstar“ vorzustellen. Spaß beiseite, jeder Pegel hat seine Berechtigung und wird bedarfsweise zur jeweiligen Beurteilung zur maßgeblichen Pegelgröße. Das Wissen um die Unterschiede ist dabei entscheidend.

Anbei als Beispiel das Signal einer einzelnen Sprengung an einer Felswand:

Messpunkt Spitzenpegelmessung desselben Ereignisses in div. Pegelgrößen [dB]
LZ,peak LZ,I,max LA,f,max LA,peak LA,I,max LC,f,max LC,peak
MP-1 123 116 94 117 95 98 121

Sprengsignal 01
Sprengsignal 02

Beginnen wir mit dem unbewerteten Spitzenpegel ohne Zeitkonstante, dem LZ,peak in [dB]

Dieser Pegel wird als Schalldruck vom Messgerät erfasst und entspricht vereinfacht ausgedrückt, dem „reinen Signal“, aus dem alle folgenden Beurteilungspegel abgeleitet werden können. Die Umrechnung auf andere Bezugsgrößen passiert beim professionellen Messequipment (in Österreich sind im Geschäftswesen nur vom BEV zugelassene und geeichte Messgerätschaften zugelassen) in der Regel schon innerhalb des Messgerätes und ist dann von dort abzulesen.

Dabei ist zu beachten, dass bei starken Spitzenpegeln am Messgerät zum einen das richtige Mikrofon (es gibt kein „Allerweltsmikrofon“ für alle Anwendungen, teilweise sind spezielle Mikrofone für die Erfassung von hohen wie niedrigen Pegeln auszuwählen) und zum anderen am Messgerät auch der richtige Messbereich (also jener für die hohen Schalldrücke) eingestellt ist. Das „Z“ in der Pegelbezeichnung steht für „keine Anpassung“ und das „peak“ gibt den Hinweis, dass keine zeitliche Bewertung – sondern der Maximalwert (in der Auflösungsmöglichkeit des Messgerätes) vorliegt.

Setzen wir mit dem A-bewerteten Spitzenpegel in der Zeitkonstante „fast“, dem LA,f,max in [dB] (abgekürzt: LA,max) fort:

Mit diesem Pegel werden am häufigsten die Einwirkungen von Spitzenpegelereignissen auf den Menschen bei allgegenwärtigen Umweltereignissen (z.B. Spitzenpegelereignisse aus dem Verkehrslärm, Freizeitlärm, von Nachbarschaftsgeräuschen etc.) beschrieben. Die Zeitkonstante liegt bei 125 ms. Dies bedeutet, dass kürzerer Ereignisse auf diese Bezugszeit gedehnt = gemittelt werden. Die Bewertung mit der Filterkurve „A“ bedeutet nichts anderes, als dass die Signalauswertung auf das menschliche Hörvermögen abgestimmt wurde und damit z.B. tiefe Frequenzen weniger stark als hohe Frequenzen gewertet werden, da der Mensch im höheren Frequenzbereich die bessere Wahrnehmung (die höhere Sensibilität) hat.

Neben dem LA,max wird zumeist bei extremen Ereignissen wie z.B. beim Schießlärm oder bei Knallen auch der Peak-Pegel ohne Zeitbewertung herangezogen, da auch hierfür medizinische Beurteilungsgrundlagen vorliegen. Die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) legen beispielweise nahe, Kinder keinen Spitzenpegeln größer LA,peak = 120 dB auszusetzen! Und Erwachsene sollten sich bei Spitzenpegeln größer LA,peak = 140 dB vorsehen und Maßnahmen zum Schallschutz treffen.

Im Bereich des Arbeitnehmerinnen-Schutzes sind darüber hinaus Pegel mit der sogenannten „C-Bewertung“ gebräuchlich bzw. per Regelwerk vorgeschrieben. Die C-Bewertung legt eine höhere Gewichtung an tiefere Frequenzen an als die A-Bewertung, was z.B. bei der Verwendung von persönlichem Schallschutz (Kopfhörer, In-Ohr-Stöpsel etc.) von Bedeutung ist, die in der Regel sehr gut gegen hohe Frequenzen helfen, aber bei tiefen Frequenzen nicht so gut – als wie gewünscht dämmen. Ein im österr. Arbeitnehmerinnen-Schutz geltendes Gesetz, die „Verordnung Lärm und Vibrationen – VOLV“ legt u.a. fest, dass ArbeitnehmerInnen ab einer Spitzenpegeleinwirkung von LC,peak = 137 dB Gehörschutz zu tragen haben.

Ebenfalls in Verwendung ist die „I-Bewertung“, die spezielle Bewertungszeiten (Zeitkonstante beim Pegelanstieg 35 ms, Zeitkonstante beim Pegelabfall 1,5 s) verwendet. So ist beispielsweise im Vergleich zwischen einem LA,f,max und einem LA,I,max ableitbar, ob es sich bei einem länger andauernden Geräusch (d.h. abseits von Einzelspitzen) mehr oder weniger um ein „impulshaltiges Geräusch“ (mögliche Klassifizierung eines tendenziell lästigen Geräusches) handelt.

Andreas Doppler, 22.09.2018
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